Krebs durch Diesel

Jetzt geht auch der Selbstzünder in die Luft

Nach jahrzehntelanger Stagnation auf dem Motorensektor steht endlich ein sparsamer Flugzeug-Diesel zur Verfügung

Es war eine Aufgabe, an der die Tüftler seit Jahren gearbeitet haben: die Entwicklung verbrauchsarmer Motoren, die endlich die enormen Betriebskosten für Freizeitpiloten und selbstfliegende Geschäftsleute reduzieren helfen. Jetzt hat der deutsche Motorenhersteller Thielert Aircraft Engines mit dem TAE125 nach einer Entwicklungszeit von drei Jahren und Investitionen von 20 Millionen Euro den ersten Dieselmotor für Flugzeuge in Europa zertifizieren können.

In diesem Jahr möchte Thielert 230 Motoren bauen, 2003 und 2004 sollen es jeweils 1500 werden und wenn das Geschäft gut läuft, will das Hamburger Unternehmen die Produktion auf 2000 Stück ausbauen. Die allgemeine Luftfahrt – allein in Deutschland waren im vergangenen Jahr 6800 einmotorige Maschinen mit weniger als zwei Tonnen Gesamtgewicht zugelassen – leidet seit Jahren an Innovationsmangel bei den Triebwerken. Zwei Hersteller, Lycoming und Continental, teilen sich den Markt auf und haben ihre Motoren seit Jahrzehnten nicht wesentlich verändert. Darüber hinaus müssen die Triebwerke mit teurem, hochverbleitem Avgas betrieben werden, das noch dazu nicht überall in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Der TAE125 kann dagegen mit normalem Personenwagen-Diesel und mit dem im Vergleich zu Avgas günstigeren Flugtreibstoff Jet Fuel laufen. Nach Angaben des Herstellers verbraucht das 135 PS starke Aggregat 17,5 Liter Diesel pro Stunde (bei 118 Knoten in Höhe von 6000 Fuß in einer Piper PA28), die herkömmlichen Motoren 36 Liter. Auch bei den anderen Parametern wie der Steigzeit auf 10000 Fuß und Leistungsabfall bei zunehmender Flughöhe sei der Diesel überlegen.

Der Motor basiert auf einem 1,7-Liter-Auto-Turbodiesel; eine der wesentlichen Änderungen war eine doppelt ausgelegte elektronische Motorsteuerung. Das erste Flugzeug, das mit dem TAE125 fliegt, ist der Viersitzer DA40 von Diamond Aircraft; Einsätze an Bord der Modelle Robin DR400 und Socata TB9 sind geplant.

Der neue Dieselmotor ist allerdings auch geeignet, um derzeit mit Benzinmotoren fliegende Maschinen nachzurüsten. Die Kosten dafür belaufen sich auf 20 500 Euro, das Aggregat selbst kostet 19 500 Euro.

Jens Flottau

Süddeutsche Zeitung vom 18. Mai 2002



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